„Schreib’s dir von der Seele!“ – das ist ein guter Rat, weil er funktioniert. Schreibend können wir unsere Ängste, Sorgen und Frustrationen loslassen. Und sogar unser Selbstbewusstsein stärken. Wie das gelingt, erklärt uns Freie Texterin und Schreib-Mentorin Vanessa Beyer von hearts and habits anhand von 3 einfachen Übungen.
Wenn ich meine größten Ängste überwunden, riesige Herausforderungen gemeistert und beachtliche Erfolge gefeiert habe, werde ich endlich selbstbewusst sein! – Denkst du dir das auch oft?
Mit meiner leisen, unsicheren Art habe ich mich lange Zeit an diesem Gedanken festgehalten. Doch statt meine Komfortzone zu verlassen und mein Selbstvertrauen aufzubauen, verkroch ich mich umso mehr. Und dabei wurde ich mit jedem stillen Scheitern und unzufriedenen Rückzug nur noch frustrierter, gehemmter, selbstkritischer…
Um meinen negativen Gedanken Platz zu machen, schrieb ich sie auf. Ich schrieb beispielsweise, was ich hätte besser machen können oder was ich mir gewünscht hätte. Dabei merkte ich:
Je mehr ich mir beim Schreiben selbst zuhörte, desto klarer, freier und mutiger wurde ich! Mein Notizbuch wurde so zu meinem sicheren Ort, an dem ich mich auch heute noch von Zeile zu Zeile zu mehr Selbstbewusstsein schreibe.
Magst du auch einen Stift und wortwörtlich dein Selbstbewusstsein in die Hand nehmen? In diesem Blogartikel teile ich drei Übungen mit dir, die mir regelmäßig helfen, mich mit mir und somit auch mit meinem Mut und meiner Stärke zu verbinden.
Du brauchst nichts weiter als einen Stift, einen Zettel oder ein Notizbüchlein, deinen Laptop/ Computer oder Handy – und dich.
3 Schreib-Übungen für mehr Selbstbewusstsein
1. Selbst-bewusst-sein: Lern dich besser kennen
Einen wahrlichen Aha-Moment hatte ich, als ich mir die Frage stellte: Was bedeutet es eigentlich, selbstbewusst zu sein? Für mich steckt die Erklärung im Wort selbst:
Selbstbewusstsein (Selbst-bewusst-sein) heißt, über sich selbst bewusst sein.
Wenn du deine eigenen Werte, Stärken, Vorlieben und Ziele kennst, bekommst du ein klares Bild von dir und kannst entsprechend auftreten und handeln.
Doch: Wie gut kennst du dich selbst? Und wann hast du dir zuletzt die Zeit genommen, dir bewusst zuzuhören?
Schreib-Übung: Wenn du dich neu bzw. anders entdecken magst, stell dir am besten Fragen, die dich auch bei anderen interessieren. Geh dabei mit der gleichen Neugierde und Aufgeschlossenheit ran wie bei einer fremden Person. Das Tolle dabei ist: Sowohl bei deinen Fragen als auch bei deinen Antworten gibt es keinerlei Grenzen!
Fragen, die dir helfen, dich besser kennenzulernen und so dein Selbstbewusstsein zu stärken:
- Welche 5 Dinge magst du am meisten an dir?
- Was macht dich glücklich? Und warum?
- Worauf bist du besonders stolz?
- Was war einer der glücklichsten Momente in deinem Leben?
- Wofür bist du gerade dankbar?
- Welche sind momentan deine höchsten Prioritäten?
- Welchen Rat würdest du deinem jüngeren Ich gerne geben? Befolgst du diesen Rat jetzt selbst?
- Wie sieht der perfekte Tag für dich aus? Und was kannst du bereits jetzt in deinen Alltag integrieren?
- Wenn alles möglich wäre: Was würdest du in nächster Zeit gerne umsetzen?
- Was würdest du gerne lernen (ein Instrument, eine Sprache, etwas Kreatives, …)?
- Wohin möchtest du noch reisen?
- Was kannst du machen, um besser für dich zu sorgen?
- Was schätzen andere besonders an dir?
- Wer sind deine Vorbilder? Was verbindet euch?
- Welcher war der größte Fehler, den du gemacht hast? Und was hast du aus ihm gelernt?
Beantworte diese Fragen am besten schriftlich, denn so kannst du dir deine Gedanken immer wieder durchlesen, wenn du dich mal nicht mit dir verbunden fühlst.
2. Herzenswahrheit: Schreib dich frei
Ich fühle mich vor allem dann unsicher und schutzlos, wenn ich nicht mit mir im Reinen bin. Mir schwirren dann Gedanken im Kopf umher, die ich zu schrecklichen Horrorszenarien aufbauschen kann. – Geht es dir auch so?
In solchen Momenten hilft es mir, meine Gedanken von meinem Kopf raus aufs Papier zu bringen.
Schreib-Übung: Schreibe frei von Herzen, was dich bedrückt, dich wütend oder traurig macht und nachts nicht schlafen lassen will. Lass deine Gedanken los! Schreibe ohne Unterbrechungen oder auf die Rechtschreibung, Kommas oder Schönheit zu achten. Wenn es dir schwerfällt, einen Anfang zu finden, dann beginne mit der Frage: Wie fühle ich mich gerade?
Beende deine Schreibsession mit einem positiven Ergebnis. Du kannst dir beispielsweise notieren, welche Vorteile deine gegenwärtige Situation mit sich bringt, welche Lösungsmöglichkeiten du siehst oder welche Schritte du als nächstes gehen wirst.
3. Drehbuch: Erlebe Situationen (noch einmal)
Stehst du gerade vor einem schwierigen Gespräch mit einer Freundin oder magst du endlich den hübschen Typen aus der U-Bahn ansprechen? Oder willst du vielleicht etwas ganz Neues ausprobieren und unbekannte Wege gehen?
Schreib-Übung für zukünftige Ereignisse: Beim Schreiben kannst du die Situation schon einmal durchspielen. Das Schöne daran ist: Du kannst sie jederzeit wegradieren, durchstreichen oder umschreiben. Du kannst die Perspektive wechseln, neue Ideen ausprobieren und andere Ansätze entwickeln.
Dein Notizbuch ist wie dein Drehbuch und hier ist alles erlaubt! Mir schenkt es total viel Selbstbewusstsein, wenn ich weiß, wie ich reagieren kann, welche Möglichkeiten es gibt und welche Worte ich wählen möchte.
Schreib-Übung für vergangene Ereignisse: Genauso kannst du auch deinen Tag oder ein Ereignis reflektieren, die schönen Momente festhalten, traurige Gedanken loslassen und peinliche Patzer überarbeiten. Bist du beispielsweise mitten in der Fußgängerzone gestolpert und hingefallen? Oder hast du bei einem Date kein Wort rausgebracht und wenn doch, dann war es mehr ein Stammeln als ein Sprechen? Schreibe auf, wie du in diesen Momenten gerne selbstbewusst reagiert hättest.
Egal, ob voraus- oder rückblickend: Beim Schreiben kannst du positive Erfahrungen sammeln, die dir in der Realität Vertrauen und Halt schenken werden.
Alles beginnt in unserem Inneren und das Schreiben ist ein wundervolles Tool, um Gedanken zu sortieren, Möglichkeiten abzuwägen und Ereignisse zu reflektieren.
Du brauchst dafür keine andere Person oder besondere Situation, sondern nur dich. Dich ganz allein. Und nach ein paar Zeilen wirst du merken: Du kannst dich auf dich verlassen!
Übrigens: Ich habe mittlerweile eine meiner größten Ängste überwunden und Podcast-Interviews gegeben. Ich habe eine riesige Herausforderung gemeistert und eine Zeit lang alleine in Mailand gewohnt. Und ich habe beachtliche Erfolge gefeiert und mir mit meiner Selbstständigkeit ein Leben kreiert, das ich liebe.
Artikelbild: Debby Hudson/Unsplash, Autorenbild: Anika Römer
Vanessa Beyer von hearts and habits ist selbstständige Schreib-Mentorin, Texterin und Wortliebhaberin. Zusammen mit ihren Kunden kreiert sie Konzepte und verfasst Texte für Websites, Blogs, Newsletter, eBooks und mehr. Dabei liegt es ihr besonders am Herzen, mehr Bewusstsein für die Kraft des Schreibens, für eine gefühlvolle Selbstständigkeit und die eigene Geschichte zu schaffen.
In ihrem wöchentlichen Newsletter „Liebe kreative Seele…“ teilt sie die Erlebnisse, Emotionen und Erkenntnisse aus ihrem Arbeitsalltag als Selbstständige. Zusätzlich zu den digitalen Briefen gibt es einen kostenlosen Mitgliederbereich. Auf dieser passwortgeschützten Seite stellt sie regelmäßig Schreib-Übungen ein, die dich ermutigen, selbst den Stift in die Hand zu nehmen – und dein Leben!
Mehr über Vanessa Beyer und hearts and habits erfährst du unter: http://www.heartsandhabits.de/