Tagtäglich tragen wir sie direkt auf unserer Haut und trotzdem wissen wir meist nur wenig von unserer Kleidung. Woher kommt sie eigentlich? Wer hat sie unter welchen Bedingungen hergestellt? Und welche Rohstoffe mussten wo für sie abgebaut werden? Zeit, dass wir auch in den Kleiderschrank etwas mehr Achtsamkeit und Nachhaltigkeit bringen! Lina Zuppke, Marketing-Managerin vom ökofairen und veganen Fashion-Store LOVECO, gibt uns fünf gute und einfach umzusetzende Tipps, wie uns das gelingt.
Es ist leicht, sein Leben nachhaltiger zu gestalten in Bereichen, die nah an einem dran sind: Ernährung, Gesundheit und Verkehr zum Beispiel. Viele von uns kaufen Gemüse aus kontrolliert biologischem Anbau, treiben Sport und nehmen öfter das Rad statt das Auto. Bei Kleidung jedoch fehlt vielen von uns der Bezug. Wir haben angefangen, außer Acht zu lassen, woher unsere Kleidung eigentlich kommt, dass irgendjemand sie hergestellt hat und dass die Rohstoffe dafür irgendwo angebaut werden müssen. Eigentlich verrückt, tragen wir die Kleidung doch tagtäglich direkt auf unserer Haut! Wie bringt man also Achtsamkeit und Nachhaltigkeit – zurück – in den Kleiderschrank? Hier fünf einfach umzusetzende Tipps:
Tipp 1: Schau auf’s Etikett: Ökologische Materialien
Sieh einfach mal genauer hin! Woraus besteht die Kleidung, die Du im Schaufenster gesehen hast und wegen der Du in den Laden gekommen bist?
Meine Lieblinge:
- Eines der bekanntesten ökologischen Materialien ist Biobaumwolle. Baumwolle, die in kontrolliert biologischem Anbau ohne giftige Pflanzenschutzmittel oder Gentechnik wachsen. Die Problematik von konventioneller Baumwolle ist ein sehr komplexer Teufelskreis, der Umwelt und Menschen in den Anbauländern schadet. Als Textilfaser ist sie ein weicher Stoff, der einfach in der Pflege und sehr bequem ist. Auch andere, eher aus der Mode geratene Naturfasern wie Leinen und Hanf, werden langsam von jungen Modelabels wieder aufgegriffen. Das ist ganz wunderbar, denn diese Gewächse sind sehr robust und kommen von vorneherein ohne Pestizide aus!
- Der derzeit größte Hype ist Lyocell (auch unter dem Markennamen Tencel® bekannt) oder Modal (auch unter dem Markennamen Modal Lenzing® bekannt). Ich bin großer Fan! Der seidige, elegante und luftige Stoff macht jedes Kleid, jede Bluse oder Jacke zu einem edlen Style. Der Clou: Es wird aus Holzfasern gewonnen (Eukalyptus oder Buche).
- Bei Sportkleidung und auch als Füllung im Winter ist recyceltes Polyester ein sehr nachhaltiges Material. Meistens wird es aus recycelten Plastikflaschen gewonnen – davon gibt’s ja leider mehr als genug in dieser Welt. Mittlerweile können daraus sogar Schuhe oder Taschen gefertigt werden.
Auf andere Synthetikfasern verzichte ich. Nicht nur, weil sie der Umwelt schaden, sondern auch meiner empfindlichen Haut – und der der Menschen, die meine Kleidung herstellen. Außerdem verzichte ich auch auf tierische Bestandteile in meinem Kleiderschrank und trage vegane Kleidung. Hierbei geht es mir nicht nur um meine Tierliebe und meinen Respekt vor allen Lebewesen, sondern auch darum, dass bei der Verarbeitung von Leder zum Beispiel, unglaublich giftige Chemikalien genutzt werden, die der Gesundheit der ArbeiterInnen und der umliegenden Umwelt gefährden. Die Leder- sowie die Textilproduktion gehören zu den schmutzigsten Industrien dieser Welt.
Tipp 2: Who Made Your Clothes? Hersteller, Siegel & Transparenz
Wenn Du Dich schon mal damit beschäftigst, aus welchem Stoff Deine Kleidung hergestellt wurde, liegt es nicht fern, zu hinterfragen, wo das passiert ist, von wem und unter welchen Arbeitsbedingungen. Viele große Hersteller sind mittlerweile komplett von Kontrollstellen zertifiziert. In einigen Fällen unterliegen nur einzelne Produktionsstätten den Standards. Wieder andere Labels nutzen Rohstoffe mit Siegel, doch können es sich nicht leisten, ihre Produktionsstätte abnehmen zu lassen. Denn schließlich sind solche Prozesse sehr teuer. Kleinen Marken ist dies oft in den erst Jahren gar nicht möglich. Das Gute ist: Mit den kleinen kann man persönlich sprechen! So geht es uns bei LOVECO zumindest. Wir sind mit all unseren Marken in engem Kontakt und wissen, dass sie ihre Fabriken regelmäßig besuchen und überprüfen. Unseren Austausch mit den Labels teilen wir auch gern auf unserem Blog (zum Beispiel mit den deutschen Labels LOVJOI und wunderwerk) oder in Videos (wie hier mit den Hamburger Mädels der Marke JAN ‘N JUNE).
Falls Du bei der nächsten Shopping Tour auf Siegelsuche gehen möchtest, wir vertrauen diesen Standards, die ökologische und soziale Richtlinien festlegen:
- Global Organic Textile Standard (Naturfasern)
- Fairtrade (Biobaumwolle)
- Fair Wear Foundation
Tipp 3: Buy less, choose well… Weniger Teile zeitlos kombinieren
Doch auch in unserem eigenen Modeverhalten ist Nachhaltigkeit verborgen. Schließlich geht es für mich nicht nur darum, auf Stoffe und Standards zu achten, sondern auch mal öfter zu fragen: Brauche ich das wirklich? Die konventionelle Modewelt möchte uns weismachen, dass es normal ist, sich jede Woche komplett neue Styles zu kaufen, die kurze Zeit später völlig out sind. Nachhaltige Labels machen das anders: Sie entwerfen Schnitte, die zeitlos sind und sich mit vielen unterschiedlichen Stücken kombinieren lassen. So besitzt Du weniger und hast doch alle Vielfalt. Auch große Sale Aktionen sind so eine Sache. Es gibt Konzerne, die bestimmte Stücke ausschließlich für den Sale produzieren lassen. Paradox!
Tipp 4: …make it last: Richtig waschen und zur Not ausbessern
Häufig kann auch eine Bewusstseinsveränderung im täglichen Umgang mit unserer Kleidung den Unterschied machen. Ich habe mir auch erst vor gar nicht allzu langer Zeit klar gemacht, dass ich viel zu oft wasche. Auslüften tut es häufig auch, so nutzt die Kleidung nicht so schnell ab und es gelangt nicht so viel Mikroplastik ins Grundwasser, falls es sich um Kleidung aus Polyester handelt und spart obendrein noch Wasser.
Noch länger lebt Deine Kleidung natürlich, wenn Du sie bei kleinen Mängeln nähst oder reparierst. Löcher im Stoff oder abgefallene Knöpfe müssen nicht zwangsläufig das Ende eines Kleidungsstücks bedeuten. Ran an die Nadel oder ab zum Schneider Deines Vertrauens!
Tipp 5: Swap the Look: Nachhaltig muss nicht immer hochpreisig sein!
Um Deinen Kleiderschrank nachhaltiger zu gestalten, musst Du nicht sofort tiefer ins Portemonnaie greifen. Nachhaltige Labels gibt es in unterschiedlichsten Preissparten und außerdem gibt es weitere Alternativen: Wie wär’s mit einer Kleidertauschparty mit Deinen FreundInnen oder einem Besuch auf dem Flohmarkt? Etwas, was bei Dir seit Jahren ungetragen im Schrank hängt, kann der neue tägliche Begleiter eines Anderen sein. Das Kaufen von Second Hand Kleidung ist ein super Schritt in die richtige Richtung, auch wenn es gesellschaftlich damit noch nicht ganz getan ist.
Mein persönliches Fazit zu nachhaltiger Mode
Auch beim Kleiderschrank ist es möglich, achtsamer und nachhaltiger zu leben. Es ist eine Umstellung, aber sie muss nicht von heute auf morgen passieren. Außerdem kann sie Spaß machen, denn Du kannst dabei neue Marken, Materialien und Styles entdecken. Langfristig gesehen kann nachhaltige Mode Dich, Deine Haut und Dein Bewusstsein glücklich machen und Mensch, Umwelt und Natur schützen.
Lina Zuppke arbeitet im Marketing bei LOVECO, einem Shop für ökofaire und vegane Mode. LOVECO findest Du 2x in Berlin (Friedrichshain und Kreuzberg) und online. Lina interessiert sich für die Menschen hinter unserer Kleidung sowie innovative und vegane Materialien. Doch dort hört Nachhaltigkeit und Achtsamkeit bei ihr nicht auf: Sie experimentiert mit DIY Naturkosmetik, veganer Küche und Iyengar Yoga. So versucht sie beruflich und privat die Welt täglich ein kleines bisschen besser zu machen.